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#503 Können die Gesetze der Logik Gott beweisen?

#503 Können die Gesetze der Logik Gott beweisen?

January 20, 2017

F

Sehr geehrter Prof. Craig,

ich kann Ihnen nicht genug danken für Ihre philosophische und theologische Arbeit. Ihre Arbeit und Reasonable Faith sind mir als Christ immer wieder neu Ermutigung und Motivation. In einer Unterrichtseinheit über die deutsche Philosophie ließ ich kürzlich meine Deutsch-Klasse „Gott ist die beste Erklärung, warum überhaupt etwas existiert“ aus Ihrer Debatte mit Ansgar Beckermann übersetzen und diskutieren. Ihr Argument weckte eine Reaktion und ein Interesse, die ich nicht erwartet hatte.

Und jetzt meine Frage: Warum benutzen Sie nicht die Gesetze der Logik als Beleg für die Existenz Gottes? Mir scheint, dass Gott (als notwendig existierendes Bewusstsein) die beste Erklärung für die Gesetze der Logik ist, ähnlich wie er (als notwendiges persönliches Wesen, das moralisch vollkommen ist) die beste Erklärung für gewisse notwendige moralische Wahrheiten ist. Oder sehe ich das falsch, dass die Logik etwas ist, was auf die Existenz Gottes hinweist? Gibt es irgendeinen Grund, warum man die Gesetze der Logik nicht als Argument in Diskussionen benutzen sollte, analog zu der Argumentation aufgrund objektiver moralischer Werte und Pflichten?

Danke für Ihre Zeit und Ihre Hilfe.

Mit herzlichen Grüßen, Blaine

United States

Prof. Craigs Antwort

A

Wow, ich hätte mir nicht träumen lassen, dass meine Debatte mit Beckermann in Deutschstunden verwendet wird! Was für eine tolle Art, eine Sprache zu unterrichten!

Doch, so wie ich glaube, dass Gott die Basis notwendiger moralischer Wahrheiten ist, glaube ich auch, dass er die Basis der Gesetze der Logik ist, z. B. der Schlussregeln. Die Gesetze der Logik sind nichts als Beschreibungen des Denkens Gottes. Als höchstes rationales Wesen denkt Gott immer logisch, und die Regeln der Logik kodifizieren das.

Mein Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich diese Überzeugung in ein logisches Argument übersetzen soll. Wenn wir das Moral-Argument als Vorlage nehmen, könnten wir wie folgt argumentieren:

Wenn Gott nicht existierte, wären die Gesetze der Logik bloße menschliche Konventionen.

Die Gesetze der Logik sind keine bloßen menschlichen Konventionen.

Also existiert Gott.

Dieses Argument ist gültig, und die zweite Prämisse ist unbestreitbar wahr. Jeder Versuch, die Gesetze der Logik als bloße menschliche Konventionen zu definieren, muss eben diese Gesetze voraussetzen und führt sich damit selber ad absurdum.

Aber ich weiß nicht, wie ich die Prämisse (1) argumentativ untermauern soll. Ich halte sie für wahr, aber ich weiß nicht, wie ich zeigen kann, dass sie wahr ist. Wie soll man zeigen, dass im Atheismus (p → q) und p nicht q implizieren? Anders als bei den objektiven moralischen Werten und Pflichten habe ich bei vielen Atheisten, die die Gesetze der Logik verneinen, schlicht keine gemeinsame Gesprächsgrundlage. Das Beste, was ich bezüglich (1) bieten könnte, wäre noch, dass ich sage, dass die Grundlage der Logik auf Gott zu einem synoptischen Theismus bzw. einer christlichen Weltsicht gehört, die sehr viel Sinn macht. Ich denke hier an den berühmten Aphorismus von C.S. Lewis: „Ich glaube an das Christentum so, wie ich glaube, dass die Sonne aufgegangen ist: nicht nur, weil ich sie sehe, sondern weil ich in ihrem Licht alles andere sehen kann.“

Ich habe mich daher nicht weiter mit der Frage befasst. Ich hoffe, dass es hier ein gutes Argument gibt, aber seine Entdeckung möchte ich anderen überlassen.

(Übers.: Dr. F. Lux)

Link to the original article in English: www.reasonablefaith.org/do-the-laws-of-logic-provide-evidence-for-god

– William Lane Craig

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